Die Ehe-Familien-Lebensberatung im Erzbistum Köln

Welttag Suizidprävention 10. September 2024

Aufmerksamkeit für ein Tabuthema

Im Notfall!

Wenn Suizidgedanken sehr stark werden oder Sie Ihre Lage unerträglich empfinden, sollten Sie den Rettungsdienst anrufen oder sich direkt zur Notaufnahme in der nächstgelegenen psychiatrischen Klinik anmelden. Den Rettungsdienst erreichen Sie unter der Telefonnummer 112. In akuten Krisensituationen ist außerdem die Telefonseelsorge rund um die Uhr kostenfrei und anonym erreichbar unter 08001110111 oder 08001110222

 

Was ist das Präventionsangebot der katholischen Ehe-, Familien- und Lebensberatung?

Als katholische Ehe-, Familien und Lebensberatung om Erzbistum Köln unterstützen wir den Weltpräventionstag, informieren in unserer Beratungsstellen über Präventionsmöglichkeiten und stehen für Betroffene und Freund: innen, Kolleg: innen oder Angehörige für Beratungsgespräche zur Verfügung.

Wir sind kein Akutdienst wie die Telefonseelsorge oder eine psychiatrische Ambulanz im Krankenhaus. Vielmehr ermöglicht unser Beratungsangebot Angehörigen, ihre Art der Unterstützung zu reflektieren und darin mehr Sicherheit zu gewinnen. Betroffenen bietet das Beratungsangebot die Möglichkeit, in einer ruhigen und mitfühlenden Atmosphäre nach einem Umgang mit den Suizidgedanken und den aktuellen Belastungsfaktoren zu suchen.

Beratung ist auch Prävention. Bevor jemand in die Verfassung von Hilflosigkeit und Ausweglosigkeit kommt, hilft eine Beratung als Paar oder als Einzelne:r Krisen wahrzunehmen, ernst zu nehmen und anzugehen.

Reden kostet nichts – Schweigen schon

Jedes Jahr sterben in Deutschland ungefähr 9.000 Menschen durch Suizid. In Deutschland sterben mehr Menschen durch Suizid als durch Verkehrsunfälle, Gewalttaten und illegale Drogen. Weit mehr als 100.000 Menschen erleiden jedes Jahr den Verlust eines nahestehenden Menschen durch Suizid.

Um die Öffentlichkeit auf die weitgehend verdrängte Problematik der Suizidalität aufmerksam zu machen, wird alljährlich der Welttag der Suizidprävention veranstaltet. Der Welttag der Suizidprävention wurde von der International Association for Suicide Prevention (IASP) und der Weltgesundheitsorganisation WHO das erste Mal für den 10. September 2003 ausgerufen.

An wen wendet sich der Suizidpräventionstag?

Die Forschungen zum Thema Suizidalität belegen eindrücklich, dass die Berichterstattung in Medien zu einem Anstieg von Suizidraten führen kann, dass Medienberichterstattung aber auch präventiv wirken kann. Hilfreich ist der Hinweis auf Hilfsangebote in Medienberichten. Detailgenaue Schilderungen von Suiziden haben hingegen offenbar eine ansteckende Wirkung – insbesondere wenn Sympathie oder Bewunderung für den Beschriebenen entsteht. Falsch wäre, das Thema in der Öffentlichkeit zu vermeiden.

Neben der Aufmerksamkeit Medienschaffender für die Wirkung ihrer Arbeit ist ein wichtiger Bestandteil der Suizidprävention die Aufklärung von Menschen, die mit Selbsttötungsgedanken zu kämpfen haben und von deren Freunden, Kollegen und Angehörigen.

Wie kann Prävention gelingen?

Die wichtigste Botschaft ist: Suizidgedanken dürfen nicht tabuisiert werden. Das Motto des diesjährigen Präventionstages bringt das gut auf den Punkt: „Reden kostet nichts – Schweigen schon“

Sowohl bei Betroffenen als auch bei Freund: innen, Kolleg: innen und Angehörigen gibt es häufig eine hohe Hemmschwelle, Suizidgedanken offen anzusprechen oder danach zu fragen. Weit verbreitet ist die Vorstellung, dass man Betroffene durch Fragen nach Suizidgedanken erst auf die Idee bringt. Das Gegenteil ist der Fall. Wenn Menschen mit ihren Gedanken an Selbsttötung allein bleiben, verstärkt das die Dynamik dieser Gedanken. Das Durchbrechen von Isolation ist ein wichtiger Schutzfaktor.

Suizidgedanken anzusprechen, löst sowohl bei Betroffenen als auch im Umfeld häufig Überforderungsgefühle aus. Wichtig ist im Gespräch, eine Balance zwischen Verharmlosung und Katastrophisierung zu suchen. Die Gedanken Betroffener sollten niemals abgewertet oder ausgeredet werden. Dass Menschen in extremen Belastungssituationen solche Gedanken kommen, ist eine normale Reaktion und doch ist es nicht harmlos. Bei der Einschätzung der Gefahr ist die Frage wichtig, wie konkret die Gedanken an den Suizid sind, ob bereits ein konkreter Plan entwickelt wurde und wie häufig und wie lange die Gedanken da sind. Zentral ist die Frage, ob es möglich ist eine Vorstellung zu entwickeln, wie die Anhäufung von Problemen anders bewältigt werden kann, als dem eigenen Leben ein Ende zu setzen.

In jedem Fall ist es hilfreich, auf die verschiedenen Hilfsangebote hin zu weisen und zu überlegen, welches Hilfsangebot in diesem Fall das Richtige ist. Von der Alarmierung der 112, über die Selbsteinweisung in eine Psychiatrie, über den Anruf bei der Telefonseelsorge oder die Kontaktaufnahme zu einem Beratungsdienst oder einer psychotherapeutischen Praxis sowie Informationsmöglichkeiten im Internet gibt es eine große Spannbreite von Unterstützungsangeboten, die aus der gefühlten Ausweglosigkeit heraushelfen können.

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