Bindung stärken durch Körperarbeit
Bindung ist das emotionale Band, das Menschen miteinander verbindet und ihnen Sicherheit sowie Geborgenheit gibt. In Paarbeziehungen bildet eine sichere Bindung das Fundament für Vertrauen, Offenheit und emotionale Nähe. Neurowissenschaftliche Studien zeigen, dass Partner ein gemeinsames emotionales Regulationssystem bilden: Sie sind verdeckte Regulatoren der neurophysiologischen Aktivität des jeweils anderen. Emotionale Sicherheit entsteht, wenn sich beide Partner aufeinander verlassen können und sich gegenseitig in ihren Bedürfnissen wahrnehmen.
Warum körperliche Nähe so wichtig ist
Körperliche Nähe – etwa durch Berührung, Umarmungen oder gemeinsames Erleben – spielt eine zentrale Rolle für die Bindung. Sie aktiviert das Bindungssystem, reduziert Stress und fördert das Gefühl von Verbundenheit. Studien belegen, dass allein das Halten der Hand des Partners in Stresssituationen die Alarmreaktion im Gehirn mildern kann. Bei Paaren mit einer sicheren Bindung ist dieser Effekt besonders deutlich, während er bei konfliktbelasteten Beziehungen oft fehlt. Erst durch gezielte Arbeit an der Bindung kann diese beruhigende Wirkung körperlicher Nähe wiederhergestellt werden.
Körperorientierte Beratung
Embodiment als Schlüssel
Körperorientierte Beratungsarbeit setzt genau hier an. Sie nutzt die Weisheit und Signale des Körpers, um emotionale Prozesse zugänglich zu machen und zu integrieren. Denn Gefühle werden oft zuerst im Körper spürbar – als Spannung, Wärme, Herzklopfen oder Enge. Indem Paare lernen, ihre körperlichen Empfindungen wahrzunehmen und zu benennen, verbinden sich körperliche und emotionale Anteile. Das bewusste Erleben von Berührung, Bewegung oder Atem kann helfen, alte Muster zu durchbrechen und neue, positive Erfahrungen im Miteinander zu verankern.
Embodiment beschreibt, wie eng Körper und Psyche miteinander verwoben sind. In der Paarberatung bedeutet das: Veränderung geschieht nicht nur durch Worte, sondern vor allem durch das Erleben – das „Verkörpern“ – neuer Beziehungserfahrungen. Methoden wie Beziehungschoreografien, gemeinsames Atmen oder achtsame Berührungen machen Beziehungsmuster sichtbar und erfahrbar. So können Paare nicht nur über ihre Gefühle sprechen, sondern sie auch körperlich spüren und gemeinsam neue Wege ausprobieren.
Fazit
Körperorientierte Beratungsarbeit und Embodiment bieten Paaren die Chance, ihre Bindung auf einer tieferen Ebene zu stärken. Durch das bewusste Erleben von Nähe, Berührung und gemeinsamen Körpererfahrungen werden emotionale Sicherheit und Verbundenheit gefördert. So kann Beziehung nicht nur verstanden, sondern auch gefühlt und gelebt werden – und das ist der Schlüssel zu einer erfüllten Partnerschaft.
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Weiterführende Literaturquellen
Leuzinger-Bohleber, Emde, Pfeifer (Hrsg.) (2013): Embodiment – ein innovatives Konzept für Entwicklungsforschung und Psychoanalyse. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Tschacher und Storch (2012): Die Bedeutung von Embodiment für Psychologie und Psychotherapie. Psychotherapie in Psychiatrie, Psychosomatischer Medizin und Klinischer Psychologie, 17, 259-267).
Tschacher und Meier (2023): Embodiment in der therapeutischen Kommunikation. Springer Medizin, Psychotherapie, Band 68, Seite 5–12. https://doi.org/10.1007/s00278-022-00616-8
Weber (2006): Paare in Therapie. Erlebnisintensive Methoden und Übungen. Klett-Cotta.
Wöller & Kruse (2018): Tiefenpsycholosch fundierte Psychotherapie. Basisbuch und Praxisleitfaden. Schattauer.