Kommunikationstraining für Paare
„… da merkte ich, dass ich wirklich etwas dazu lernen kann!“
Ein Ehepaar kommt zum ersten Termin einer Paarberatung. Beide sind sichtlich aufgeregt, denn schließlich ist es eine ungewohnte Situation. Auf die Frage des Beraters, mit welchem Thema sie die Beratung aufsuchen, sagen beide mit Nachdruck: „Wir müssen unsere Kommunikation verbessern.“ Er ergänzt: „Ich fühle mich oft nicht verstanden. Dann versuche ich alles nochmal und nochmal zu erklären. Aber das macht es nur noch schlimmer. Manchmal denke ich, Sie will mich nicht verstehen.“
So oder ähnlich beginnen viele Paarberatungen in der Katholischen Beratungsstelle für Ehe-, Familien- und Lebensfragen. Kein Thema wird so regelmäßig in Paarberatungen als Problem benannt, wie die Kommunikation. Aber was kann helfen, um nachhaltige Verbesserungen in der Paarkommunikation zu ermöglichen? Der Volksmund sagt: Hier ist guter Rat teuer!
Hinter Kommunikationsproblemen „verstecken“ sich manchmal Kränkungen und Entfremdungen, die sich nur mit Blick auf die einzigartige Paargeschichte und die Lebensgeschichte der Partner verstehen lassen. Dafür ist die Paarberatung das richtige Mittel, um Licht in das Dunkel gegenseitiger Missverständnisse und Verärgerungen zu bringen.
Zugleich braucht Kommunikation auch ein gutes „Handwerkszeug“ und man muss lernen, diese s Werkzeug auch richtig zu nutzen. Dazu dienen Kommunikationskurse, die unter dem Namen „Konstruktive Ehe und Kommunikation“ (kurz: KEK-Kurs) regelmäßig in unseren Beratungsstellen durchgeführt werden. Vier Paare üben sich dort unter der Begleitung von zwei Trainern intensiv an der Verständigung in Konflikten, an der Lösung von Problemen und der gegenseitigen Bestärkung.
Besonders in Erinnerung geblieben von diesen Kursen ist mir ein Paar, deren Kinder gerade ausgezogen waren. Sie berichteten sehr mutig am Beginn des Trainings, dass sie schon seit vielen Jahren Kommunikationsprobleme hätten. Aber solange die Kinder noch da waren, fiel es nicht so auf. Seit einiger Zeit sei es sehr still bei Ihnen geworden.
Bei einer der ersten Übungen als Paar in einem separaten Raum kamen dem Mann plötzlich die Tränen. Seine Frau missverstand seine Mimik zunächst und dachte er würde lachen. Sie hatte die Aufgabe gehabt, zu wiederholen, was er ihr gesagt hatte, um sicherzustellen, dass Sie ihn richtig verstanden hatte. Da diese Übung etwas ungewohnt und künstlich wirkte, konnte sie gut verstehen, dass er lachen musste. Doch sie hatte sich getäuscht. Er entgegnete: Es ist so schön, mich gut verstanden zu fühlen. Er verriet, dass ihm das so lange gefehlt habe.
Nachdem die Beiden herausgefunden hatten, dass sie sich gegenseitig besser verstehen konnten, sobald sie als Zuhörer etwas anders machten als bisher, waren Sie hochmotiviert, die neuen kommunikativen Möglichkeiten zu nutzen. Auf einmal konnte die Frau wirklich verstehen, warum ihr Mann sich in den letzten Jahren immer mehr zurückgezogen hatte. Der Mann konnte gut nachvollziehen, warum seine Frau sich in den vergangenen Jahren zunehmend auf ihre Arbeit und ihre Freundinnen konzentrierte. Sie hätte gerne mehr Gemeinsames mit ihrem Mann erlebt, fand aber keinen Weg dies zu initiieren. Auf einmal schien es wieder hochattraktiv, mehr Zeit miteinander zu verbringen. Die Frau musste nicht mehr erraten, was ihrem Mann gefallen könnte, denn sie hatte nun herausgefunden, wie sie ein Gespräch führen kann, in dem er ihr sagt, was er wirklich will. Das war vorher stets schwierig gewesen.
Jedes Paar, das an dem Kommunikationstraining teilnimmt, macht seine ganz eigenen Erfahrungen. Manchen Paaren fällt es deutlich schwerer als den Beiden, von denen gerade erzählt wurde. Und dennoch wiederholen sich einige Eindrücke dieses Kurses bei vielen Paaren. Fast alle Paare sagen hinterher: Wir haben uns noch nie so viel Zeit genommen über Beziehungsthemen zu sprechen und wir haben uns noch nie so gut zugehört. Ein zentraler Bestandteil des Kurses ist ein grundlegend verändertes Verhalten als Zuhörerin oder Zuhörer. Es dreht sich viel um die Frage: „Habe ich dich richtig verstanden?“ Viele Kursteilnehmende bestätigen die Erfahrung, dass diese Wiederentdeckung der Zuhörer-Rolle merklich Veränderung bringt. Eine Kursteilnehmerin, die sehr unter den häufigen Streitigkeiten mit ihrem Mann litt, sagte einmal: Wenn ich mich verstanden fühle, wird es auf der Stelle ruhiger in mir. Sich nicht verständlich machen können, ist für viele Menschen eine sehr unangenehme Form von Stress. Als Trainerinnen und Trainer wird uns immer wieder klar: Zuhören will wirklich gelernt sein. Ein Kursteilnehmer sagte einmal: „Am Anfang dachte ich, das ist doch Quatsch. Natürlich weiß ich, was meine Frau mir sagt. Als ich versuchte, ihre Aussagen zu wiederholen, musste ich feststellen, dass ich nicht mal die Hälfte ihrer Äußerung wiedergeben konnte. Sie schaute mich so enttäuscht an. Da merkte ich, dass ich wirklich etwas dazulernen kann.“
Infos zu diesen Kursen finden Sie unter https://koeln.efl-beratung.de/veranstaltungen-und-kurse/
Benedikt Kremp
