„Lieblosigkeit macht krank“
„Lieblosigkeit macht krank“
So lautet der Titel eines Buches von Gerald Hüther* Anhand der Funktionsweise des Gehirns macht der Autor darauf aufmerksam, dass unsere Selbstheilungsfähigkeit durch liebloses Verhalten sich selbst und anderen gegenüber unterdrückt wird.
Kommen Paare zu uns in die Beratung , ist es verständlich, dass beide Seiten in ihrer Not verstanden werden wollen. Das führt häufig zu gegenseitiger Anklage – auch in der Hoffnung, dass die Paarberater:in die individuelle Not versteht: Wer hat Schuld an der Paarkrise? Wer leidet mehr? Wer hat was alles falsch gemacht? Was ist so ist unerträglich geworden in der Beziehung? Meist werden Vorwürfe in Du-Botschaften und mit Verallgemeinerungen gesendet. „Nie hast du dich für meine Wünsche interessiert.“ - „Immer denkst du nur an dich“. Auch bösartige Beschimpfungen werden ausgetauscht.
Ungünstiger Weise wird angenommen, dass so der/die andere endlich versteht und sich verändert. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Meist erfolgen auf Vorwürfe Rechtfertigung und Verteidigung: „Das stimmt doch gar nicht.“ – „Du hast doch auch…“ oder aber auch Resignation in Form von Rückzug. Das Gespräch verstockt. Die Lieblosigkeit nimmt zu. Man kann sich gut vorstellen, wie Spannung zu Anspannung wird und wie psychische Bitternis auch das körperliche Wohlgefühl und damit die Gesundheit beeinträchtigt.
Freundlichkeit ein Schritt in die Veränderung
Ein Aspekt der Paarberatung ist es, eine Gesprächskultur zu entwickeln, in der die Partner:innen ausdrücken können, was sie bedrückt und welche unterschiedlichen Wirklichkeiten sie wahrnehmen. Dafür ist es wichtig, einander zuzuhören. Die VW-Regel - statt Vorwürfe, Wünsche äußern – kann dabei eine Hilfestellung sein. Weitere Möglichkeiten aus der Lieblosigkeit auszusteigen sind:
- Respektvoll bleiben, trotz Frust und Ärger
- das benennen, was positiv ist, an einem selbst, am Partner, an der Partnerin und an der Beziehung
- Kritik so äußern, dass sie für den jeweils anderen annehmbar ist und Lösungen ermöglicht
Eine gelingende Beziehung benötigt ein Klima der Freundlichkeit, insbesondere dann, wenn Probleme offenbar werden und emotionale Not entsteht. Durch einen liebevollen Umgang gibt es nichts zu verlieren, sondern nur so zu gewinnen. Eine Paarberatung kann dabei unterstützen!
„Was willst du werden, wenn du groß bist?“ „Freundlich“, sagte der Junge (Charlie Mackesy, Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Pferd)
*Gerald Hüther, Verlag Herder; 2021
Ursula Dannhäuser
