Die Ehe-Familien-Lebensberatung im Erzbistum Köln

Psychologische Beratung als Dienst an den Menschen

Unser Auftrag in Kirche und Gesellschaft

Verortung in Kirche und Gesellschaft

„Wir brauchen vor allem gute Beziehungen, um glücklich zu sein“, titelt „Das Magazin“ der Techniker Krankenkasse. Und Glück führt zu Zufriedenheit im und mit dem Leben. Ein Faktor der wesentlich zur Gesundheit beiträgt. Darüber sind sich die Player im Gesundheitssystem und der Politik weitgehend einig. Denn diese Tatsache ist inzwischen durch viele Studien gut belegt. „Sich dauerhaft einsam zu fühlen, ist – auch das zeigt die Forschung – ein gesundheitlicher Risikofaktor, der den Gesundheitsgefahren Rauchen, Bewegungsmangel und Luftverschmutzung in nichts nachsteht.“ (Die Techniker. Das Magazin. 04/2023. S. 7)

Beziehungsgestaltung und -pflege gehört seit mehr als 90 Jahren zur zentralen Aufgabe und Kernkompetenz der Katholischen Ehe-, Familien und Lebensberatung. Sie leistet mit ihren niederschwelligen und kostenfreien Angeboten bereits seit vielen Jahrzehnten einen wesentlichen Beitrag für die psychische Versorgung der Bevölkerung ¬– für die Kirche und in ihrem Auftrage, aber auch und nicht zuletzt, für die Gesellschaft. 

Die psychische Belastung für Einzelne und Familien ist enorm. Menschen geraten zunehmend an ihre Grenzen, fühlen sich erschöpft und sehen keinen Ausweg mehr. So stellen die Krankenkassen übereinstimmend fest, dass die Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen enorm zugenommen haben. Laut AOK stehen die psychischen Erkrankungen inzwischen an zweiter Stelle der häufigsten Krankheiten. Prävention und Beratung sind daher wichtige und notwendige Pfeiler in einem breiten Netz professioneller psychologischer Hilfsangebote, die Menschen erreichen und unterstützen, bevor krankenkasseninduzierte Psychotherapien notwendig werden.

Die vielfältigen und breitgefächerten Angebote der Katholischen Ehe-, Familien- und Lebensberatung kommen den vielschichtigen Problemlagen und Verfasstheiten der Menschen entgegen. EFL-Beratung unterstützt Menschen in der Bewältigung von Krisen und schwierigen Lebenssituationen. Sie leitet an zur Selbstreflexion und ermöglicht Perspektivwechsel. Im Blick auf die je eigene Lebensgeschichte und die Ressourcen jedes einzelnen arbeitet EFL-Beratung mit den Menschen an der Stärkung ihrer Resilienz und der Beziehungsfähigkeit.
So trägt EFL dazu bei, psychische Erkrankungen zu verhindern. Zum Wohle des Einzelnen und damit nicht zuletzt auch zur Reduzierung massiver und langandauernder Krankheitsausfälle, die einen enormen wirtschaftlichen Schaden verursachen. 
 

Verortung im Grundauftrag der Kirche

Die EFL ist Teil der Ehepastoral des Erzbistums und verfolgt das Anliegen der Kirche, Paaren in schwierigen Zeiten ihres Miteinanders Unterstützung zu bieten. Gleichzeitig ist sie der psychologische Fachdienst der Seelsorge und damit offen für alle erwachsenen Menschen, die in persönlichen und familiären Anliegen in die Krise geraten sind. Daraus ergibt sich eine enge Vernetzung mit den vielfältigen Einrichtungen der Seelsorge und Pastoral.
DEUTSCHE BISCHOFSKONFERENZ KOMMISSION FÜR EHE UND FAMILIE

Der christliche Glaube, und mit ihm die Kirche, hat seinen Ursprung in der Erfahrung der Menschen, in ihren Begrenztheiten und Nöten nicht allein zu sein, sondern getragen und begleitet zu werden von einer solidarischen Gemeinschaft, die sich einem Gott der Liebe und des Heils zugehörig fühlt. Von diesen Erfahrungen mit einem Gott, dem nichts Menschliches fremd ist, erzählen bereits die Geschichten des Alten Testamentes. Und sie werden fortgeführt im Leben und in der Botschaft Jesu Christi, der sich denen zuwandte, die in ihren Ängsten gefangen waren; an den Begrenztheiten ihres Lebens litten. Der sich gesandt wusste zu den Armen, Kranken, Ausgestoßenen und Verlassenen. Daher gehört es zum Wesen der Kirche, „in der Welt zu Hause zu sein, alle Sorgen und Nöte der Zeit und der Menschen zu teilen und sich jedem Menschen und der Gesellschaft als ganzer diakonisch zuzuwenden …“ (Christoph Hutter. „Missing link“ oder „Zwischen allen Stühlen“ – Eine Standortbestimmung. In: Was bleiben will muss sich ändern. 50 Jahre Bundesverband Katholischer Ehe-, Familien- und Lebensberaterinnen und -berater. 1963-2013. www.bv-efl.de) (Vat. II, GS)

In diesem Sinne kann die Ehe-, Familien- und Lebensberatung zum diakonisch-caritativen Wesensmerkmal der Kirche gezählt werden. „Eheberatung ist (daher) nicht einfach nur ein sinnvolles, vielleicht sogar hilfreiches Angebot der Kirche, das sie ganz pragmatisch vorhalten oder auch lassen könnte, sondern Eheberatung folgt aus dem Selbstverständnis von Kirche, ist insofern unverzichtbarer Teil ihrer Sendung, ihres Dienstes an den Menschen.“ (Heinrich Heming. Eheberatung als pastoraler Dienst der Kirche. Theologische Grundlegung und aktuelle Herausforderung. https://www.yumpu.com/de/document/view/5090186/eheberatung-als-pastoraler-dienst-der-kirche-katholische-)

Gleichzeitig ist die Ehe, Familien- und Lebensberatung ein pastoraler Dienst der Kirche. Sie begleitet Menschen bei den „Auf- und Umbrüchen ihres Lebens“ und hält ihre „Fragen nach dem Sinn des Lebens wach. … Insbesondere an den Schnittstellen menschlicher Lebensläufe sind Beistand und Zuspruch, Orientierung und Deutung, nicht zuletzt „Sinngebung“, gefragt.“ Aufgabe der EFL ist es, den psychologischen Anteil dieser pastoralen Aufgaben kompetent und verantwortungsvoll im Dienst für die Menschen zu übernehmen. Sie hilft Menschen sich zu orientieren, sich zu entwickeln und zu sich selbst zu finden. Dabei gibt sie keine Antworten sondern hilft, die je eigenen und persönlichen Antworten zu finden. (Heinrich Heming. Eheberatung als pastoraler Dienst der Kirche. Theologische Grundlegung und aktuelle Herausforderung. https://www.yumpu.com/de/document/view/5090186/eheberatung-als-pastoraler-dienst-der-kirche-katholische-)
 

Gesellschaftspolitische Relevanz

Psychische Überlastung und in deren Folge psychische Erkrankungen verursachen nicht nur dramatische persönliche Probleme, sondern auch einen enormen wirtschaftlichen Schaden.

„Bereits im Jahr 2018 fehlten aufgrund psychischer Erkrankungen Beschäftigte an 90 Millionen Tagen in ihren Betrieben, berichtet die Bundespsychotherapeutenkammer. Psychische Erkrankungen sind außerdem für rund 42 Prozent der Frührenten aufgrund langfristiger Arbeitsunfähigkeit verantwortlich. Dieser Anteil hat sich in den letzten 25 Jahren fast verdreifacht. Sie sind damit die häufigsten Ursachen für Renten wegen Erwerbsminderung. Depressive Störungen verursachen dabei fast 20 Prozent aller Frührenten. Hinter den Zahlen steckt immer ein individuelles Schicksal, und oft mit Auswirkungen auf das gesamte soziale und familiäre Umfeld. Eine Depression etwa belastet nicht nur die unmittelbar Betroffenen enorm, sondern auch Partner, Kinder oder Eltern, Freunde oder Arbeitskollegen.“
BARMER - Offensive Psychische Gesundheit

In Zeiten globaler Krisen und (heftigster) persönlicher Verunsicherungen ist die psychische Belastung für Einzelne und Familien enorm. Ein erheblicher Verlust von Lebensqualität in ihren multidimensionalen Aspekten führt zu psychischen Störungen und häufig zu psychischen Erkrankungen. Hier bedarf es vielfältiger professioneller Unterstützungsangebote und Hilfen.

Seit vielen Jahren arbeitet die Katholische Ehe-, Familien- und Lebensberatung hochprofessionell insbesondere in den Bereichen der Selbstreflektion, der persönlichen Veränderungsmöglichkeiten und der Gestaltung und Pflege von (Paar)Beziehungen, die einen wichtigen Grundpfeiler für die psychische Gesundheit darstellen, wie das RKI in seinem Bericht feststellt.

„Gute soziale Beziehungen tragen durch positive Erfahrungen zur psychischen Gesundheit bei und stärken die Widerstandskraft bei Belastungen, in dem sie Gefühle der Zuneigung, Zugehörigkeit, Anteilnahme sowie emotionale und tatkräftige Unterstützung bieten. … So tritt bei Frauen, deren soziales Netzwerk durch Ehe oder feste Partnerschaft gekennzeichnet ist, deutlich seltener eine depressive Symptomatik auf, als wenn diese getrennt, geschieden oder als Single leben. … Die größte Bedeutung hat die Partnerschaft für Mütter und Väter, denn bei alleinerziehenden Frauen und Männern ist das Risiko einer ärztlich diagnostizieren Depression um mehr als das 2fache erhöht.“ (Robert Koch-Institut (Hrsg) (2021). Psychische Gesundheit in Deutschland. Erkennen – bewerten – handeln. Schwerpunktbericht Teil 1 – Erwachsene.)

EFL bietet hier ein sehr niederschwelliges und überdies kostenloses Angebot für Hilfesuchende und leistet damit einen wichtigen Beitrag für die psychische Gesundheit der Bevölkerung. Es wäre wünschenswert, diese Hilfestellung in der Angebotslandschaft der verschiedenen Akteure im Feld der gesundheitlichen Versorgung deutlicher wahrzunehmen, solider zu finanzieren und nachhaltiger zu vernetzen.
 

Beratung nach SGB VIII

Insofern die ratsuchenden Paare und Eheleute minderjährige Kinder haben, fällt unsere Arbeit auch unter das Kinder- und Jugendhilfegesetz (§17 SGB VIII). Demnach haben Paare einen Anspruch auf Paarberatung, wenn sie minderjährige Kinder haben, zum Aufbau der Paarbeziehung, zur Bewältigung von Krisen und in Trennung und Scheidung.

Ein Teil unserer Arbeit besteht darin, Menschen auf Ehe, Partnerschaft und das Zusammenleben mit Kindern vorzubereiten, sie zu stärken und zur Selbsthilfe zu befähigen. (§16.1) 

§16.1. Angebote der Familienbildung, die auf Bedürfnisse und Interessen sowie auf Erfahrungen von Familien in unterschiedlichen Lebenslagen und Erziehungssituationen eingehen, die Familien in ihrer Gesundheitskompetenz stärken, die Familie zur Mitarbeit in Erziehungseinrichtungen und in Formen der Selbst- und Nachbarschaftshilfe besser befähigen, zu ihrer Teilhabe beitragen sowie junge Menschen auf Ehe Partnerschaft und das Zusammenleben mit Kindern vorbereiten.

Auch die Beratung junger Erwachsener bis 27 Jahre ist im SGB VIII geregelt.

Aus diesen Gründen sind wir ein fester Bestandteil in der psychosozialen Versorgung, die kommunal geregelt wird.